100 Jahre Bruno Frey

Der 2005 verstorbene Unternehmer und Mäzen Bruno Frey hätte am 30. Juni 2020 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass wollte die Biberacher Bruno-Frey-Stiftung mit einem abwechslungsreichen Jubiläumsprogramm an ihren Stifter erinnern. Da die Veranstaltungen aufgrund von Corona leider nicht stattfinden können, plant die Musikschule am 30. Juni ein Geburtstagskonzert, das online übertragen wird. 

„Dem Bedürftigen zu geben, heißt nicht schenken, sondern säen. Genau das hat Bruno Frey getan, indem er sich für die Förderung junger Menschen und sozial Benachteiligter einsetzte – selbst über seinen Tod hinaus. Wir sind stolz und dankbar, einen so großzügigen Menschen in unserer Mitte gehabt zu haben“, so Norbert Zeidler, Oberbürgermeister von Biberach. 

Bruno Frey wurde 1920 in Biberach geboren, wo er auch aufwuchs. Nach dem Krieg studierte er zunächst Jura, bis er schließlich 1950 seine Karriere als erfolgreicher Unternehmer mit der Übernahme einer Maschinenfabrik im hessischen Hanau begann. Im Aufschwung der Nachkriegsjahre verwandelte er diese in ein florierendes Unternehmen für Filzherstellungsmaschinen. Er vermehrte sein Vermögen stetig und legte in seinem Testament fest, dass mit diesem Geld die Bruno-Frey-Stiftung für kulturelle und soziale Zwecke gegründet und finanziert werden soll. 


Liebe zur Musik 
Bereits zu Lebzeiten förderte Bruno Frey kulturelle und soziale Projekte. Im Jahr 1989, zunächst anonym, gründete er die Stiftung zur Unterstützung der Jugendmusikschule Biberach, die später in Bruno-Frey-Musikschulstiftung umbenannt wurde. Mit einer großzügigen Spende ermöglichte er zudem den Neubau der Biberacher.

Musikschule, die seit 2001 auch Freys Namen trägt. Weiter gründete er zwei Musikpreisstiftungen für die Landesmusikakademie Ochsenhausen und die Bruno-Frey-Musikschule. Seither werden jährlich Musikpreise an Nachwuchskünstler aus der Region vergeben.
 

Interessanterweise spielte Bruno Frey, der einen großen Teil seines Erbes für die Musik hinterließ, selbst kein Instrument. Musik war für ihn aber ein wichtiger Teil seines Lebens. So ließ er zum Beispiel zur Einweihung des Musikschulneubaus ein Zitat von Goethe verlesen: „Wer Musik nicht liebt, verdient nicht, ein Mensch genannt zu werden, wer sie nur liebt, ist erst ein halber Mensch, wer sie aber treibt, ist ein ganzer Mensch.“ 


Heimatverbunden und bescheiden 
Bruno Frey pflegte stets eine enge Beziehung zu seiner Schwester Hilde, die in Biberach lebte. Jedes Jahr kam er zum Schützenfest und zu Weihnachten in die Stadt. Nachdem er lange Zeit seinen Hauptwohnsitz in Wüstwillenroth hatte, zog es ihn 1985, im Alter von 65 Jahren, zurück in seine geliebte Heimatstadt. Im Jahr 1993 wurden seine Verdienste als Förderer der Biberacher Jugendmusikschule von der Stadt Biberach mit der Ehrenbürgerschaft gewürdigt. 

Bruno Frey war stets bescheiden und nicht an Öffentlichkeit, Prestige und Repräsentation interessiert. Deshalb verlangte er beispielweise äußerste Diskretion von Stiftung, Musikschule und Stadtverwaltung darüber, wer den Neubau der Musikschule gestiftet hatte. Bezüglich dem zur Einweihung geschenkten Steinway-Konzertflügel wurde als Stifter lediglich „Ein Biberacher“ genannt. 


Stiftung setzt das Werk Bruno Freys fort 
Nach seinem Tod 2005 wurde mit einem Großteil seines Vermögens, rund 27 Millionen Euro, darunter auch verschiedene Immobilien, die Bruno-Frey-Stiftung für kulturelle und soziale Zwecke gegründet. Nach dem Willen des Stifters unterstützt die Bruno-Frey-Stiftung die musische und kulturelle Erziehung der Jugend in der Stadt Biberach und dem Landkreis Biberach. Zudem ist als Stiftungszweck die Unterstützung von Bedürftigen im Landkreis Biberach festgeschrieben. 

Im vergangenen Jahr hat die Stiftung insgesamt 520.500 Euro für verschiedenste Preise, Stipendien und Projekte in den Bereichen Bildungsförderung, Jugendarbeit, Musik, Kunst und Kultur sowie Soziales und Integration bereitgestellt. 42.000 Euro davon entfielen beispielsweise auf das Förderprojekt „Lesen“, 104.300 Euro gingen an Musikschulen und 8.900 Euro an Tafelläden im Landkreis. Seit 2017 vergibt die Stiftung zudem alle zwei Jahre den Bruno-Frey-Kulturpreis. 


Jubiläumsjahr anders als geplant 
Um den 100. Geburtstag Bruno Freys zu feiern, planten Stiftung und Musikschule für den Sommer mehrere Konzerte in Biberach und Umgebung, bei denen international bekannte Musiker auftreten sollten. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten diese Veranstaltungen leider abgesagt werden. 

Ganz verzichten müssen Musikliebhabende aber doch nicht: Am 30. Juni wird die Musikschule ein Geburtstagskonzert geben, das online übertragen wird. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite der Bruno-Frey-Stiftung. Ob die anderen Veranstaltungen nachgeholt werden, steht noch nicht fest. 

Die Bruno-Frey-Stiftung ist trotz der Konzertausfälle aber keinesfalls untätig geblieben. Insgesamt 20.000 Euro hat sie für Corona-Hilfen bereitgestellt – jeweils 10.000 Euro an die Caritas und die Diakonie. Dieses Geld dient als Hilfe für Menschen im Landkreis, die aufgrund der Pandemie in finanzielle Nöte geraten sind. 

Auch musisch-kulturelle Projekte wurden in der außergewöhnlichen Situation unterstützt. So erhielt beispielsweise die ehrenamtlich betriebene Kulturhalle Abdera von April bis einschließlich Juni monatlich 1.500 Euro für die Produktion von Konzerten, die live auf YouTube übertragen wurden, den sogenannten Homeoffice Sessions. Weitere 10.000 Euro gingen außerdem an die Musikschule Gregorianum in Laupheim für die Anschaffung eines Konzertflügels. 

Insgesamt hat die Bruno-Frey-Stiftung im ersten Halbjahr 2020 bereits 175.000 Euro für wohltätige Zwecke eingesetzt. 

Organisationen und Institutionen, die Unterstützung bei kulturellen oder sozialen Projekten benötigen, können sich an die Geschäftsführung der Stiftung wenden. 

„In jedem Projekt, an dem sich unsere Stiftung beteiligt, in jedem jungen Menschen, den wir fördern, steckt auch ein kleines Stückchen Bruno Frey. Ich hoffe und glaube, dass die Vielfalt an Aktivitäten und Projekten, die von der Stiftung unterstützt werden, ganz in seinem Sinne wären“, so Jörg Hochhausen, Vorsitzender der Bruno-Frey-Stiftung.